Elbrus 2016


Einen richtig hohen Berg mit Skiern zu besteigen, davon träumt wohl jeder Skitourengeher. Vor gut einem Jahr kam Stefan und mir der Gedanke, zu unserem 50sten  den Elbrus in Angriff zu nehmen. Leider musste Stefan mir im Sommer einen Korb geben, Gelenkprobleme! Damit trat auch für mich das Unternehmen in den Hintergrund. Als dann aber Thilo im November die Idee aufgriff, haben wir uns spontan beim DAV Summit-Club zu einer Elbrus Besteigung angemeldet.

23.04. / 24.04.


Um 15 Uhr fahren wir aus Berlin mit dem Zug nach Frankfurt. Am Flughafen treffen wir die Reisegruppe, 20 Teilnehmer und zwei Bergführer. Der Flug geht über Moskau nach Mineralny Vody. In Moskau haben wir von 2:30 Uhr bis 7:45 Uhr Aufenthalt und dürfen irgendwo ein Nickerchen machen. Um 10 Uhr landen wir in Mineralny Vody und auch unser Gepäck ist vollständig. In zwei Kleinbussen geht es weiter ins Adyrsu Tal, zwischendurch ein Stopp am Imbiss. Die Landschaft wird bergig, die Straße schneidet sich durch grün bewachsenen Sandstein und ich bekomme richtig Lust auf Berge. Die Anspannung (hab ich alles eingepackt, wie sind die anderen Teilnehmer, ..) löst sich langsam.

 

Der letzte Teil der Anreise führt über einen Schrägaufzug zum Taleingang. Wir verladen unser Gepäck auf den Aufzug und benutzen die Treppe. Oben laden wir das Gepäck auf einen LKW, er bringt uns in zwei Fuhren zur Unterkunft. Die erste Fuhre beinhaltet das Gepäck und einige Teilnehmer. Wir gehören zur zweiten Fuhre und wandern schon mal los. Nach 10 Minuten kommt ein Kontrollpunk. Wir sind im Grenzge-biet zu Georgien und werden jetzt öfter mal Grenzsoldaten treffen. Die LKW Fahrt dauert ca. ½ Stunde, somit werden wir nach einer guten Stunde wandern aufgelesen und dürfen den Rest der Strecke auf der Ladefläche mitfahren, einHauch von Abenteuer ergreift uns. Wir erreichen das Ullu-Tau Camp auf 2350m am späten Nachmittag, unseren Ausgangspunkt für die Eingehtouren.

25.04.

Die erste Tour steht an. Am Vorabend wurden zwei Gruppen eingeteilt. Pro Bergführer 10 Teilnehmer und jeweils noch ein russischer Bergführer. Zum Frühstück gab es Porridge, Brot, Tee und ein Lunchpaket für die Tour. Thilo und ich sind in Jürgens Gruppe mit John als russischer Begleitung. Um 7 Uhr laufen wir mit den Skiern am Rucksack ca. 15 Minuten zum Checkpoint.

Dort dürfen wir unsere Reisepässe abgeben, wir bekommen sie bei unserer Rückkehr (hoffentlich) wieder. Im langsamen Tempo geht es auf 3460m (Ankunft 11 Uhr), die Gruppe scheint sehr homogen zu sein. Passt mir gut! Die Abfahrt ist sehr selektiv aber wir sind ja auf dieser Reise aufstiegsorientiert. Um 12:30 Uhr sind wir, inklusive unserer Pässe wieder im Camp.


26.04.

Um 7 Uhr geht es wieder zu Fuß zum Checkpoint. Diesmal gehen wir etwas weiter ins Tal und steigen bei gutem Wetter mit toller Sicht auf. Da es in der Nacht viel Neuschnee gab, endet unsere Tour auf ca. 3400m. Die Abfahrt ist um einiges besser als gestern und wir sind wieder um 12:30 Uhr zurück im Camp. Um 15 Uhr beladen wir den LKW und verlassen das Tal mit unserem neuen Ziel: Azau. Um 18 Uhr erreichen wir unser Hotel, schöne Zimmer, gutes Essen, TOP!

27.04.

Frühstück um 8 Uhr, um 9 Uhr geht’s zur Talstation. Es regnet in Strömen. Auf 3400m beginnen wir den Aufstieg. Hier schneit es, die Temperatur ist leicht unter Null und der Wind deutlich zu spüren. Ohne Sicht gehen wir bis auf Höhe der Botschkis (Blechhütten in Röhrenform auf 3600m). Dann weiter bis zur höchsten Bergstation auf 3900m. Die Abfahrt ist das Highlight des Tages – POWDER! Teilweise fahren wir auf der unpräparierten Piste, im unteren Teil wird der Schnee klebrig und immer mehr Steinen gilt es aus zu weichen. Bei der Talstation gibt’s das erste Schaschlik.


28.04.

9 Uhr Aufbruch zu den Botschkis, Gepäck und Verpflegung werden mit der Gondel und einer Schneekatze hochgebracht. Wir starten unsere Tour ab 3400m und gehen erst mal zu unserem Lager auf 3600m und richten uns ein. 6 Mann pro Röhre.

Dann geht es weiter in Richtung Pastuchov Felsen (4600m). Wir gehen sehr langsam. Auf 4400m Fellen wir ab nachdem wir die letzten 200 Höhenmeter etwas schneller gegangen sind. Ich habe dabei synchron zum Gehen geatmet (wie eine Lokomotive), einen Schritt ein, den nächsten aus. Jetzt könnten wir nur mit Steigeisen weiter, wir fahren ab – keine Traumabfahrt. Das Wetter ist sehr gut, Sonne und kaum Wind. Die Temperatur in den Botschkis liegt bei 5°C. Gegessen wird im Küchencontainer wo Galina für uns gekocht hat.

29.04.

In der Nacht war ich drei Mal pinkeln, wir sollen ja viel trinken! Am Morgen war die Raumtemperatur auf  2°C gesunken, wir haben nicht gefroren. Heute legen wir einen Ruhetag ein, morgen soll das Wetter besser sein. Rupert geht eine größere Tour zum Echopass, John geht eine kleine Tour, und Jürgen gibt einen Auffrischungskurs im Steigeisengehen. Ich gehe mit Jürgen und bin von meinen Steigeisen (von Stefan geliehen) nicht zufrieden, unter Belastung  rutschen sie vorne vom Schuh! Ich biege die beiden Frontzapfen etwas enger (mein Skischuh ist vorne schon etwas abgenutzt) und ziehe die Riemen fester, jetzt geht’s. Das Wetter ist recht warm aber bedeckt, die Sicht ist schlecht. Wie wird es wohl morgen? Am Abend stoßen noch zwei weitere russische Bergführer zu uns, wir sind jetzt zwei Gruppen mit jeweils drei Bergführern.

30.04.

Es wird ernst! Die Hälfte der Gruppe geht mit Skiern vom Lager weg, die anderen fahren bis zu den Pastuchov Felsen mit der Schneekatze.

 

 

Thilo geht auf Skiern, ich habe mich für die kraftsparende Variante entschieden, wer weiß was heute noch so kommt? Unsere Gruppe startet um 4 Uhr, Thilo durfte schon um 2 Uhr losgehen. Wir steigen in der  Morgendämmerung bei den Felsen (ca. 4500m) aus und deponieren unsere Skier für die Abfahrt. Auf Steigeisen geht’s dem Gipfel entgegen. Nach wenigen Minuten löst sich wieder mein linkes Steigeisen! Das kann doch nicht sein, geht mir sofort durch den Kopf! War es das jetzt etwa? Andrej, einer der neuen Bergführer nimmt sich meiner an, stellt das Steigeisen etwas zu klein ein, zieht die Riemen fest und piekt so den Haltezapfen der normalerweise hinter dem Absatz hochragt in die Sohle.

 

 

Eine gute Alternative in dieser Situation befinde ich! Zögerlich trotte ich weiter doch das Steigeisen hält! Weiter geht’s bei bestem Wetter, wenig Wind und Sonne. Gut, daß wir heute aufsteigen! Kurzzeitig laufen wir mal, ohne ersicht-lichen Grund etwas ungleich-mäßig doch dann kommen wir wieder in einen sehr gleich-mäßigen Gang. Trotz der wachs-enden Höhe wird es nicht wirklich anstrengend. Allerdings zieht sich der Aufstieg lange dahin. Von den Botschkis sieht der Gipfel so nah aus! Um 9 Uhr erreichen wir den Sattel. Kurz nach uns kommt auch Thilos Gruppe am Sattel an. Wir lassen unser Gepäck auf dem Sattel liegen und gehen mit Pickel und einem Stock die restlichen 250 Höhenmeter an. Der Anstieg vom Sattel ist steiler und ich bin voll am Atmen, inklusive sabbern! Ein Stück geht es noch am Fixseil und dann recht flach bis zum Gipfel. Gleich sind wir am Ziel!


Um 11 Uhr stehen wir in 5642m Höhe auf dem Westgipfel!

 


Ich be-festige eine kleine Ski-Club Berlin Nadel am Gipfel und wir machen ein paar Fotos, das Wetter ist immer noch optimal (ca. ‑20°C, wenig Wind und Sonne). Olli hat eine leicht weiße Nasenspitze, wird schon wieder. Wir gehen einzeln zum Sattel zurück und machen noch eine längere Pause. Gemeinsam verlassen wir den Sattel in Richtung Skidepot. Hubi und Rupert sind sogar noch auf den Ostgipfel aufgebrochen, sie werden uns später folgen. Der Abstieg zieht sich so richtig hin. Wir machen einige Male Pause um die Gruppe wieder zusammen zu bekommen. Bei den Pastuchov Felsen warten unsere Ski. Bin ich überhaupt noch in der Lage ordentlich Abzufahren? Aber ja doch, alle Anstrengungen sind vergessen und die letzten 1000 Höhenmeter gehen wie von selbst! Um 15 Uhr bin ich wieder bei den Botschkis, es gibt noch ein Lunch im Container. Danach verladen wir unser Gepäck wieder auf die Schneekatze, die es zur Gondelstation bringt. Da laden wir es um und lassen es mit der Gondel ins Tal fahren. Wir fahren auf Skiern bis zur Mittelstation und müssen dort nochmal das Gepäck umladen. Einige fahren sogar noch mit Skiern ins Tal, ich fahr mit der Gondel, Sulz und Steine auf der Piste sind nicht der geeignete Saisonabschluß! Um 18 Uhr sind wir im Hotel.

01.05.

Die Luft ist nun raus und alle sind sehr entspannt. Rupert bietet noch eine Skitour an, Jürgen wandert im Tal zu einem Russenmarkt. Ich gehe mit Jürgen mit und zwischen durch gibt es wieder Schaschlik. Mittags gehen wir in ein besonderes Fischlokal, hier angelt man seinen Fisch selber. Leider passen wir bei der Anzahl der Fische nicht so richtig auf und haben einen sehr reichlich gedeckten Tisch. Gemütlich wird es abends auf der Abschlußveranstaltung, natürlich mit Schaschlik und diesmal auch Wodka! Es gibt für jeden eine Urkunde und die üblichen Danksagungen. Viel besser hätten die letzten Tage kaum laufen können, nur bei den Steigeisen hätte ich mich wohl besser vorbereiten müssen. Bis auf Johann, der sich beim Aufstieg an der Wade verletzt hat waren alle auf dem Gipfel gewesen!

02.05.

Um 7 Uhr verlassen wir das Hotel und reisen wieder nach Hause. Wir landen um 17:15 Uhr in Frankfurt. Am Hauptbahnhof steigen Thilo und ich, wenige Minuten vor Abfahrt in „unseren“ Zug. Leider ist das der Zug nach Karlsruhe, was an der Übersichtstafel nicht angezeigt wurde! Nun müssen wir bis Mannheim fahren. Dort wird zwar meine Bahnfahrt kostenlos umgebucht, allerdings fährt der nächste Zug erst um Mitternacht!

03.05.

Morgens um 7:30 Uhr treffen wir in Berlin ein und der Alltag beginnt, ich gehe direkt zur Arbeit.

Ronny Geng

Ski-Club Berlin